“Code“ is the debut LP from Berlin producer Answer Code Request on Ostgut Ton. Whether his DJ sets, the increasing appearances as a live act or with impressive releases on Marcel Dettmann Records and his own label ACR – as an emergent Berghain resident, Patrick Gräser is also one of the new exciting faces on the label. After the “Breathe EP“, his debut release on Ostgut Ton, his first long-player was not only a matter of time, but the next logical step. “Code“ is a statement that coquettishly plays with the crucial question of electronic music – which tasks and perspectives a techno album should demonstrate – it also challenges current listening expectations. Even though the primacy of functionality seems to be engraved in stone as a paradigm, ACR turns his back on just a mere collection of dancefloor tracks. All created during the last year, the twelve tracks introduce a genuine, reverent and adult sound concept which presents itself as an fog-shrouded journey through time – combining Gräser’s influences and history with several genres of dance music: From Detroit-inspired elegies over the UK Sound with its break beats and IDM references to the warm side of Berlin techno from the 90’s. Despite the occasional nostalgic depth, „Code“ is shrouded in a shadowy aura and a mystical mood that runs like a common thread through these tracks. Following on from the calm of title track, “Blue Russian“ unveils Gräser’s verve for detailed structure. His synthesis of swirling sci-fi sounds and stoical percussion develop a seething climax, which is constantly fed by his dramatic pads. “Field Depth“ with its tandem of warm synths and the precise, powerful bass drum clarifies that ACR’s author-focused techno goes way beyond the composition of mere sketches. The UK-influenced design between warm and dark sounds evokes a mix of claustrophobia and restlessness while enchanting shades converse like they are hailing from a foreign galaxy. “Odyssey Sequence“ sets foot on disturbing terrain where an ambient synth arrangement unfolds itself in the manner of a sound painting in atmospheric gliding flight. “Zenith“ emphasizes the drum-based focus of his compositions, whilenext to its rigidity a melodic figure communicates in the background like sparkling moments of longing and hope. “Relay Access“ continues this fragile magic in a downtempo-driven way where each beat, each soundscape and even the rudimentary, swirling spirals enjoy sufficient room to develop. Euphoria or frenzy remain only as skeletons because Gräser’s trademark is distinguished primarily by his interest for harmonic motifs. For him the superiority of the 4/4-kick is not an inviolable rule, in “Status“ he just indicates the floor as a fixpoint from where to carry out some grumbling bass modulations in unison with mechanical hi-hats and oracular soundscapes. Both the rattling breaks of “Haul“ as well as the mantra-like prayer “Spin Off“ embody a non-conformist ritual, before the British artist and singer Elizabeth Bernholz, known from her project Gazelle Twin, brings her impressive timbre between whispers and choral meditation into heavy pulsation backed by some heartthrob beats on “Axif“. As the final sounds of the dreamy “Thermal Capacity“ fade away, the moment has been reached where “Code“ is halfway deciphered. Patrick Gräser’s debut adds a pondering and sublime facet to the Ostgut Ton catalog, while also being emancipated from the dancefloor. Despite the references to historical roots, Answer Code Request combines his passion for break beats, IDM nuances and complex drum patterns to create a modern listening record that breathes the modern aspects of the present with thoughtful impetus. Fresh and timeless!
„Code“ ist das Debütalbum des Berliner Produzenten Answer Code Request auf Ostgut Ton. Ob seine DJ-Sets, die zunehmenden Auftritte als Live-Act oder mit eindrucksvollen Releases auf Marcel Dettmann Records und seinem eigenen Label ACR – Patrick Gräser zählt als Resident-DJ im Berghain zu den spannenden, neuen Gesichtern des Labels. Nach der „Breathe EP“, seiner Debüt-Veröffentlichung auf Ostgut Ton, ist sein erster Langspieler nicht nur eine Frage der Zeit, sondern gar der logische Schritt gewesen. „Code“ ist ein Statement, denn es spielt und kokettiert nicht nur mit der Gretchenfrage der elektronischen Musik, welche Aufgaben und Perspektiven eine Techno-LP demonstrieren sollte, sondern stellt auch unsere gängigen Hörerwartungen in Frage. Denn während zumeist das Primat der Funktionalität als Paradigma in Stein gemeißelt zu sein scheint, kehrt ACR der bloßen Ansammlung von Dancefloor-Tracks den Rücken zu. Allesamt im letzten Jahr entstanden, stellen die zwölf Tracks ein originäres, andächtiges und erwachsenes Soundkonzept vor, das sich wie eine nebelverzogene Zeitreise präsentiert – sowohl durch die Einflüsse und Geschichte von Gräser, als auch durch Teilgebiete der Tanzmusik: von Detroit-inspirierten Elegien über den UK-Sound mit seinen Breakbeats und IDM-Bezügen bis hin zur warmen Seite des Berliner Techno der 90er-Jahre. Trotz der mitunter nostalgischen Tiefe, umweht „Code“ eine geheimnisvolle Aura sowie mystische Stimmung, die sich wie ein roter Faden durch die Stücke zieht. Beginnend mit dem ruhigen Titeltrack-Intro offenbart „Blue Russian“ gleich am Anfang Gräsers Verve für einen detaillierten Aufbau. Seine Synthese aus schwirrenden SciFi-Sounds und stoischer Percussion erarbeitet einen brodelnden Klimax, der immer wieder von den dramatischen Pads ernährt wird. Dass sein Entwurf von Autorentechno keineswegs nur als Skizze endet, verdeutlichte „Field Depth“ mit seinem Tandem aus warmen Synthis und den präzisen, kraftvollen Bassdrumschlägen. Es ist dieses UK-beeinflusste Design aus warmen und dunklen Klängen, das eine Mischung aus Klaustrophobie und Rastlosigkeit evoziert, aus der sich verzauberte Zwischentöne wie aus einer fremden Galaxie herausschälen. Mit dem Pfad der „Odyssey Sequence“ wird bedrohliches Terrain betreten, auf dem sich das Ambient-Synth-Arrangement klangmalerisch zu einem atmosphärischer Gleitflug entfaltet. Während „Zenith“ einerseits die Drum-basierte Fokussierung seiner Kompositionen betont, kommuniziert im Hintergrund eine melodische Figur, die neben Härte vor allen Dingen Momente der Sehnsucht und Hoffnung aufleuchten lässt. „Relay Access“ führt diese labile Magie in Downtempo-Manier weiter fort, wobei jeder Beat, jede Fläche und selbst die rudimentär wirbelnden Spiralen ausreichend Raum zur Entfaltung genießen. Euphorie oder Ekstase sind wenn überhaupt nur als Skelette übrig, denn Gräsers Trademark zeichnet sich in erster Linie am Interesse für harmonische Motive aus. Für ihn ist die Übermacht der 4/4-Kick kein unantastbares Gesetz, eher wird wie bei „Status“ der Floor als Fixpunkt lediglich angedeutet, um im Einklang mit den mechanischen Hi-Hats und orakelhaften Flächen ein paar grummelnde Bassmodulationen zu vollführen. Die rasselnden Breaks von „Haul“ als auch das mantra-ähnliche Gebet „Spin Off“ verkörpern zusammen ein nonkonformistisches Ritual, ehe die britische Sängerin Elizabeth Bernholz, bekannt von ihrem Projekt Gazelle Twin, ihr eindrucksvolles Timbre zwischen Hauchen und choraler Andacht unter einem Herzschlag-Beat auf „Axif“ zum Pulsieren bringt. Spätestens wenn die letzten Klänge des träumerischen „Thermal Capacity“ verklungen sind, ist das Bild von „Code“ halbwegs dechiffriert. Nicht nur fügt das Debüt von Gräser dem Katalog von Ostgut Ton eine sinnierende und erhabene Facette hinzu, es verzichtet vollkommen auf die Rückkopplung mit dem Dancefloor. Trotz der Verweise auf die historischen Wurzeln verbindet Answer Code Request seine Passion für Breakbeats, IDM- Nuancen und vielschichtigen Drum-Patterns zu einem modernen Listening-Album, das mit seinem nachdenklichen Impetus die moderne Seite der Jetztzeit atmet. Frisch und zeitlos.