It’s no secret that Kompakt pioneers Wolfgang Voigt and Jörg Burger have maintained a long and steady friendship outside the studio. It’s even detectable if you give a critical listen to their collaborative sound, where almost like magic, the distinct musical swagger of each artist synchronises completely with the other. There’s Wolfgang Voigt, a confirmed radical, a stalwart, analytical, mindbombing sensualist who famously transformed Techno into a state of matter and lifted the Art Brut club canvas. His material spans from Mike Ink and Gas to Protest or Kafkatrax, and within this contrast-rich portfolio, each new oeuvre transports the serial anarchy which is the artist‘s trademark. And then there’s Jörg Burger, aka The Modernist, a highly focussed musicsmith, galvanizing each bassline to a regal shine and buttoning-up dancefloors with his maximally minimalistic precision funk. As Burger/Ink and later Burger/Voigt, this is a fruitful collaboration which produced among others the 1996 album "Las Vegas", released on Harvest, EMI's legendary sublabel. These two extraordinary musicians share a deep love of classic '80s Indie Pop from bands such as Scritti Politti, Prefab Sprout and Orange Juice, but they refer to the advent of Acid House as the moment when the bits and pieces of their own musical vision suddenly fell into place. Now, years after their common vision first learned to walk and was embraced by the world as Cologne‘s "Sound of Kompakt", "Mohn" is a new trip through the Burger/Voigt multiverse. Pendulating between analog mysticism and digital hieroglyphics, Mohn makes a compostition of the continental drift, creating an electrically charged atmosphere of tension and posthuman textures staged as roadkill on the information highway, never forgetting the need for harmony in the chaos of the unheard. Call it wallpaper music for Petri dishes or call it Goth Ambient, but the most prominent feature of the music of Mohn is also the most obvious: the close integration of mutually exclusive elements. The opposition of hot and cold, of soft and hard, of abstract and concrete, all dissolve in favor of an acoustic funhouse mirror in which one's stylistic past is never directly quoted, but always present: the sounds never just disappear, they back out of the forest, retracing every single one of their steps. Just as with Wolfgang Voigt‘s series of paintings, Mohn‘s music displays a rugged tenderness when handling its resources, a kind of love-hate relationship when it comes to details, a friendly poetry of the hostile takeover, where a simple gesture turns out to be a champion of diplomacy. Mohn infiltrates foreign sound spaces, flatters motifs into pieces, and leaves broad strokes in a barren landscape recoded into monolithic anagrams, a frozen idol of procedural thinking. Mohn is likely producing the best music that Vangelis never wrote, the lost soundtrack to a Kölsch version of Blade Runner, a space opera in slow motion conducted by a hypnotized Caspar David Friedrich in orbital transit. As music it gets extremely close, obscuring the sun, whispering loudly, slowly, and furiously, both a fascinating trip into the interior of an inverted electron- scanning microscope and the meticulous recreation of a Mandelbrot fractal, all in album format. Whether synthesizers dream of electric sheep, Wolfgang Voigt and Jörg Burger may not be able to say for certain, but as Mohn, they seem to have a fairly accurate idea how it might sound.
Es ist kein Geheimnis, daß die Kompakt-Pioniere Wolfgang Voigt und Jörg Burger auch außerhalb des Studios eine langjährige Freundschaft pflegen. Doch wüsste man es nicht, es ließe sich ziemlich leicht aus der gemeinsamen Musik heraushören, die auf nahezu magische Weise zwei Künstler unterschiedlichster Gangart synchronisiert. Zum einen wäre da Wolfgang Voigt, ein in seiner Radikalität unverbesserlicher, unentwegt Analyse-Bomben schmeissender Sinneswandler, der anerkanntermaßen Techno in einen Aggregatzustand verwandelte und die Art Brut von der Leinwand in den Club und wieder zurück hievte. Von Mike Ink über Gas bis Protest oder Kafkatrax reicht sein material- und kontrastreiches Projekt-Barometer, und jede neue Werkeinheit verzückt durch die ihm eigene serielle Anarchie. Zum anderen haben wir da Jörg Burger, den hochkonzentriert schleifenden Edelmetaller, der noch jede Bassline zum Glänzen gebracht hat und nicht nur als The Modernist Tanzflure im Knopf-Umdrehen mit seinem maximal minimalistischem Präzisions-Funk zu galvanisieren vermag. Als Burger/Ink und später Burger/Voigt pflegen beide eine fruchtbare Zusammenarbeit, die unter anderem den 1996er Longplayer „Las Vegas“ hervorbrachte, erschienen auf Harvest, EMI‘s legendärem Sublabel. Immer schon teilten die zwei Ausnahmemusiker eine tiefe Liebe zu klassischem 80er Indie Pop von Bands wie etwa Scritti Politti, Prefab Sprout oder Orange Juice, bezeichnen jedoch das Aufkommen von Acid House als ihre persönliche Stunde Null, als den Moment, in dem die eigene musikalische Vision plötzlich vom Kopf auf die Füsse gestellt wurde. Nun, Jahre nachdem die gemeinsame Vision Laufen gelernt und als „Sound Of Kompakt“ von Köln aus die Welt erobert hat, geht mit „Mohn“ ein neuer Ruck durch das Burger/Voigt-Multiversum. Zwischen analoger Mystik und digitaler Höhlenmalerei pendelnd, vertont Mohn die Kontinentalverschiebung, kreiert elektrostatisch aufgeladene Atmosphären und posthumane Spannungsbögen, inszeniert Texturen als Roadkill der Informationsautobahn und vergisst doch nie das Bedürfnis nach Harmonie im Chaos des Unerhörten. Tapetenmusik für Petrischalen nennen es die einen, Goth Ambient die anderen, doch das herausstechendste Merkmal der Musik von Mohn ist gleichzeitig das offensichtlichste: die enge Verzahnung einander ausschließender Elemente. Die Opposition von warm und kalt, von weich und hart, von abstrakt und konkret löst sich auf zugunsten eines akustischen Vexierspiegels, in dem die eigene stilistische Vergangenheit nie direkt zitiert wird, doch immer wieder aufscheint: die Sounds verschwinden nicht, sie gehen rückwärts aus dem Wald heraus. Ähnlich wie etwa bei Wolfgang Voigts Gemäldeserien herrscht bei Mohn eine schroffe Zärtlichkeit im Umgang mit den Ressourcen, eine Art Hassliebe zum Detail, eine freundliche Poesie der feindlichen Übernahme, in der sich ein simpler Gestus als Meister der Diplomatie erweisen kann. Mohn unterwandert fremde Klangräume, schmeichelt ihre Motivwelten in Stücke, hinterlässt gewaltige Striche in karger Landschaft, umkodiert zu monolithischen Anagrammen, eingefrorene Götzen prozessualen Denkens. Ganz nebenbei produziert Mohn dabei die vielleicht beste Musik, die Vangelis nie geschrieben hat, den verlorenen Soundtrack zum kölschen Blade Runner, eine Space-Oper in Zeitlupe, dirigiert von einem hypnotisierten Caspar David Friedrich im orbitalen Transit. Es ist extrem nah rückende Musik, die die Sonne verdunkelt, laut flüsternd und rasend langsam, gleichermaßen ein faszinierender Trip ins Innere eines invertierten Elektronen- Rastermikroskops und die minutiöse Nachbildung eines Mandelbrotbaums im Albumformat. Ob Synthesizer nun von elektrischen Schafen träumen, das wissen auch Wolfgang Voigt und Jörg Burger nicht so genau, doch dafür haben sie eine ziemlich präzise Ahnung, wie das klingen könnte.